Evergrande und Country Garden – oder die Sache mit den chinesischen Immobilienriesen
Die chinesische Immobilienbranche strauchelt. Die beiden Immobilienriesen Evergrande und Country Garden sind hoch verschuldet, Evergrande gilt sogar als der am meisten verschuldete Immobilienkonzern der Welt. Ein tiefer Fall galt doch ausgerechnet Evergrande einst als wertvollstes Unternehmen der Welt. Huy Ya Kan, der Vorsitzende und Gründer Evergrande, soll mittlerweile sogar unter polizeiliche Überwachung gestellt worden sein. Auslöser für die Immobilienkrise in China ist unter anderem die Corona-Pandemie, die sinkende Nachfrage nach Wohnraum und Fehlplanungen, gerade im Immobiliensektor. Dazu hat die Jugendarbeitslosigkeit ein Rekordhoch erreicht. Die Wirtschaft kommt in China einfach nicht richtig in Schwung, das BIP Wachstum lag im zweiten Quartal weit unter den Erwartungen. Dazu muss man wissen, dass der Immobiliensektor in China ein Viertel der Wirtschaftsleistung ausmacht, denn in dort Wohneigentum als einer der zentralen Bausteine der Alterssicherung.
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Evergrande war erst der Anfang
2021 geriet mit Evergrande der erste Immobilienriese in China ins Wanken. Es folgten Liquiditätsengpässe und Zahlungsunfähigkeit. Zeitweise wurde der Handel an den Börsen mit der Evergrande Aktie ausgesetzt. Erst 2023 kehrte die Aktie an die Börse zurück, allerdings mit enormen Verlusten. Momentan kostet eine Aktie 0,031 Euro – quasi Ramschniveau. Die Schulden von Evergrande belaufen sich auf rund 300 Milliarden Dollar und das Unternehmen ist nicht in der Lage, seine Verbindlichkeiten zu bedienen. Im August 2023 beantragte der Konzern in den USA Gläubigerschutz, womit das Insolvenzverfahren praktisch eröffnet wurde. Wobei dies nur die amerikanischen Ableger des Konzerns betrifft – und das, obwohl Gründer und Vorsitzender Hui sogar tief in seine private Tasche gegriffen hat, um den Konzern zu retten, unter anderem verkaufte er seine Häuser und Privatjets.
Die Gründe, warum Evergrande in Schieflage geriet, sind vielfältig.
Der Immobilienkonzern baute auf Vorkassse. Das heißt, alle Häuser die Evergrande gebaut hat, wurden auf Pump finanziert. Das Geld kam von Investoren, von Banken und von Wohnungskäufern. Diese stehen nur vor ihren halbfertigen Wohnungen.
Das ist aber nur ein Grund. Denn die Nachfrage in China nach Wohnungen sinkt. Dazu kommt, dass es seit 2020 in China schwieriger für verschuldete Unternehmen ist, an Geld zu kommen. Dazu kommt, dass es gerade in China sehr wenig Superreiche gibt, die ihren Reichtum wiederum sehr gerne zeigen. Ein No-Go in einem kommunistischen Land und der dortigen Partei schon lange ein Dorn im Auge.
..und dann folgte China Country Garden
Wenig besser sieht es bei Country Garden aus. Die Schulden des Konzerns belaufen sich auf rund 200 Milliarden Euro. Schon im August war das Unternehmen nicht in der Lage, Zinszahlungen an seine Anleger für eine 500-Millionen-Anleihe zu leisten.
Momentan hat China Country Garden rund 3.000 Projekte am Laufen. Doch viele Baustellen liegen brach und wütende Käufer stehen vor ihren halbfertigen Wohnungen. Es gibt Gerüchte, dass der Firmengründer und seine Tochter, die einst als reichste Frau der Welt galt, ins Ausland geflüchtet wären, was natürlich schnellstens dementiert wurde. Country Garden hat sich vor allem auf den Bau von Wohnungen in kleineren Städten spezialisiert. Der Kurs für die Country Garden Aktie liegt derzeit bei 0,076 Euro.
Die Gerüchteküche rund um den angeschlagenen Immobilienriesen köchelt weiter. Angeblich haben chinesische Behörden den Versicherer Ping An darum gebeten, Mehrheitsanteilseigner bei Country Garden zu werden. Die dementierten natürlich kategorisch.
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Folgen für den chinesischen Finanzsektor
Die Immobilienkrise in China bleibt natürlich auch nicht ohne Folgen für den Finanzsektor. Zhongrong International Trust hat fällige Zinszahlungen verstreichen lassen. Der Konzern gehört zu den sogenannten Schattenbanken und verwaltet rund 137 Milliarden US-Dollar. Zhongrong hat unter anderem in Evergrande investiert und musste jetzt, welch Überraschung, Zahlungsschwierigkeiten einräumen.
Vor allem die Schattenbanken dürften durch die Immobilienkrise vor einem großen Problem stehen. Lehnten die Staatsbanken beispielsweise einen Immobilienkredit ab, dann standen die Chancen ziemlich gut, dort an das benötigte Geld zu kommen. Aber auch die staatlichen Behörden bleiben von der Krise nicht verschont. Diese haben mittlerweile einen Schuldenberg von 9 Billionen Dollar angehäuft.
Die Staatsregierung versucht natürlich gegenzusteuern. Die Zentralbank und die Finanzaufsichtsbehörde wollen die Regeln für eine Kreditaufnahme lockern. In Großstädten sollen Menschen Vorzugskredite gewährt werden, wenn sie ein Eigenheim kaufen möchten. Dazu soll es neue Richtlinien geben, um die Entwicklung in den Megastädten voranzutreiben.
Übrigens ist die chinesische Staatsregierung vermutlich nicht ganz unschuldig an der Misere der Immobilienkonzerne. Der Immobilienmarkt in China ist stark überhitzt – und zwar so stark, dass sich viele Menschen die teuren Wohnungen, die gebaut wurden, gar nicht mehr leisten konnten. Also griff die Regierung ein und machte den Konzernen die Vorgabe, dass nicht mehr auf Pump gebaut werden darf und vor allem nicht noch mehr und immer teurer. Ziel der Regierung ist es vermutlich, die spekulativen Exzesse einzudämmen. Dafür führte die Partei das drei rote Linien Programm ein. Deren Mantra lautet: „Wohnraum ist zum Wohnen da, nicht zum Spekulieren.“
Negatives Sentiment für China-Aktien – Aktien besser verstehen
Nicht nur die Evergrande Aktie, sondern der gesamte chinesische Aktienmarkt leiden unter einem negativen Sentiment. Die Konjunktur ist schwächer als erwartet, politische Regulation macht ein Investment in China riskant. Derartige Kursbewegungen lassen sich oft durch das Sentiment erklären, da Bewertungskennzahlen in der Breite günstige Unternehmen im Reich der Mitte offenbaren. Die Multiple bei der Aktien-Bewertung liegen hier häufig deutlich unter den Kennzahlen der westlichen Pendants.
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